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Der wichtigste literarische Stil des 17. Jahrhunderts in Europa war der Barock (Der Barock wird oft als eine Periode des künstlerischen Stils betrachtet, die übertriebene Bewegung und klare, leicht interpretierbare Details benutzte, um Dramatik, Spannung, Überschwang und Größe in Skulptur, Malerei, Architektur, Literatur, Tanz, Theater und Musik zu erzeugen). Beeinflusst von den großen Kontrasten dieser Zeit und dem überschattenden Ereignis dieses Jahrhunderts, dem Dreißigjährigen Krieg, war der Zyklus von Leben und Tod wohl eines der herausragendsten Themen dieser Epoche. Andreas Gryphius war einer der Dichter oder Schriftsteller, der sich in seinen Werken sehr intensiv mit diesem Thema beschäftigte. Er schrieb auch das folgende Gedicht: Abend.
Dieses Gedicht ist in der damals sehr häufig verwendeten Form des Sonetts geschrieben. Das bedeutet, dass es zwei vierzeilige (“Quartette”) und zwei dreizeilige (“Terzen”) Verse gibt. Das Gedicht ist in Reimen geschrieben, wobei das erste Quartett einen umarmenden Reim (die Form: ABBA) enthält, der im zweiten Quartett wieder aufgegriffen wird. Die zwei Drittel hingegen bestehen aus Schweißmimikern, wobei sich die ersten beiden Verse in jedem der beiden Drittel reimen. Gryphius reimt auch die dritte Strophe in jedem der beiden Drittel, indem er einen sechshohen Jambus verwendet, der nach dem dritten Aufzug durch eine Zä
sur geteilt wird.
Das Gedicht beginnt im ersten Vers mit einer Beschreibung des Zyklus von Tag und Nacht. Die Stilmittel der Zäsur (A caesura (oder) typisch für das Sonett (A sonnet ist ein Gedicht in einer bestimmten Form, das seinen Ursprung in Italien hat; Giacomo da Lentini wird seine Erfindung zugeschrieben) erklären in einer anderen Form die Vorgänge, die am Abend stattfinden. Tag und Nacht werden personalisiert und mit Attributen versehen. So wird die Arbeit der Menschen auf dem Feld dem”Tag” zugeordnet, aber auch Freude in Form von Tieren und Vögeln. Demgegenüber stehen die Begriffe”Nacht” oder”Abend”, nämlich Müdigkeit (“die müden Herden”) und Einsamkeit. Beide Bewegungsabläufe, die hier stattfinden, sind ebenfalls gegensätzlich: Die Stars steigen (Stars Are Rising ist das Debütalbum der britischen Sopranistin Joanna Forest, das am 10. März 2017 veröffentlicht wurde und direkt auf Platz eins der offiziellen Klassik-Album-Charts ging), die Leute verlassen das Feld. Gryphius schließt das erste Quartett mit einer Zwischenbilanz: Wie viel Zeit vergeudet! (1) Dies zeigt, dass er mit seiner Beschreibung nicht (oder nicht nur) den Tag/Nacht-Zyklus erklärt, sondern auch allgemein gültige Aussagen über das Leben machen will.
Der zweite Vers verstärkt diesen Eindruck: In II/1 wendet Gryphius die Schifffahrt als Allegorie auf das Leben an. Gryphius wiederum verwendet das Konzept der Bewegung, das er umkehrt. Er sagt also, dass es nicht der Mensch (2) ist, der sich dem Tod nähert, der als sicherer Hafen, d.h. als Ruheplatz, dargestellt wird, sondern der Tod dem Menschen gegenüber. Der Autor lässt so den Eindruck der Unausweichlichkeit des Endes, der bereits in Vers I angedeutet wurde, noch verstärken. In Vers zwei zieht Gryphius offensichtlich Parallelen zwischen dem Tag/Nacht-Zyklus und dem Leben/Tod-Zyklus, in dem er einen Vergleich anstellt. Mit dem Licht bezieht er sich sowohl auf den zündenden Tag aus Vers I als auch auf das zündende Leben in II/1. In II/3 nimmt Gryphius die Bewegung des Schiffes/Bootes aus II/1 wieder auf, kehrt sie aber in die andere Richtung um, das Leben bewegt sich hier (3). Er betont noch einmal, dass alles Irdische, sowohl der Mensch als auch die Welt selbst, vergänglich ist. An dieser Stelle wird der Leser das einzige Mal direkt angesprochen, wahrscheinlich um ihm seine eigene Vergänglichkeit zu zeigen (4). Gryphius schließt die zweite Strophe, basierend auf einem Bibelzitat, das das Leben mit einer Rennstrecke vergleicht.
Zum Bild der Rennstrecke (5) oder des Lauffeldes, wie es in III/1 verwendet wird, muss gesagt werden, dass das Leben wie ein Rennen ist, indem es einen Anfang (die Geburt) und ein Ende (den Tod) hat, also linear, aber auch – wie Gryphius erklärt – in einem Kreis, in einem Zyklus aufgebaut ist. Er interpretiert das Leben sowohl als linear (Linearität ist die Eigenschaft einer mathematischen Beziehung oder Funktion, was bedeutet, dass es grafisch als gerade Linie dargestellt werden kann) als auch zyklisch. An dieser Stelle, nach dem Vers II, ist der erste Teil der Bedeutung – die Rekapitulation des Bestehenden und der Vergänglichkeit – beendet. Während dies an ein lyrisches”Du” (II/3) gerichtet ist, besteht der zweite Teil, die Verse III und IV, aus einem Gebet zu Gott. Auch wenn in diesem Gebet das Gebot”Let!” und das Ausrufezeichen (“!”) verwendet werden, ist es nicht als eine Art Befehl zu verstehen, sondern als ein Gebet der Bitte. Durch die Form wird der Vergleich mit dem Gebet von”Kyrie Eleison” deutlich, Gryphius’ Gebet zielt also auf eine Barmherzigkeit des Herrn. Zu Beginn des Verses II wendet der Autor wieder das Bild des Lebens als Rennstrecke an (wie in II/4), in dem er Gott bittet, ihn auf seinem Lebensweg zu beschützen, in seinem Kampf um das Leben, damit er nicht herausrutscht. In Vers 2 des dritten Verses fragt der Autor erneut Gott (zum besseren Verständnis muss die Präposition”von” oder”von” hinzugefügt werden: Lassen Sie mich nicht davonkommen [….]?. ), damit er ihm die Kraft gebe, dem Irdischen zu widerstehen. Im Irdischen – also Vergänglichen – zählt er sowohl das Materielle, wie Ah und Pracht, als auch das Emotionale, wie Lust und Angst. Der Dichter verwendet das Stilmittel des Chiasmus, wobei die negativen Ausdrücke die positiven in X-Form umschließen. Möglicherweise soll dies ein Übergewicht des Negativs zeigen. Bemerkenswert ist, dass Gryphius hier sowohl die offensichtlich negativen (ah; Angst) als auch die Seiten des Lebens (Pracht; Lust), die man als durchaus positiv bezeichnen kann, negativ ausdrückt. Andreas Gryphius schließt das erste Drittel mit einem Appell an Gott, ihn zu beschützen. Er möchte, dass die Herrlichkeit des Herrn für ihn eine doppelte Rolle spielt: Zum einen als Vorbild (“Dein strahlender Glanz ist vor….”), dem es sich zu folgen lohnt, und auch als Hilfe und Unterstützung für den Alltag (“….und neben mir!”). Das Gebet endet in der vierten Strophe. Hier greift Andreas Gryphius das in I und II aufgebaute Bild des Lebensendes wieder auf. Er hofft, dass seine Seele nach dem Tod weiterlebt und unter Gottes Schutz steht. In IV/1 ist das Bild des Endlichen [“müde”; (6)] Körper verbunden mit dem der unsterblichen Seele, die nach dem Tod weiterleben wird. In IV/2 findet man einen Hinweis auf den Jüngsten Tag, auf das Jüngste Gericht (Das Jüngste Gericht, das Jüngste Gericht, der Jüngste Tag, der Jüngste Tag, der Tag des Jüngsten Gerichts oder der Tag des Herrn oder auf arabisch Yawm al-Qiyāmah oder Yawm ad-Din ist Teil des eschatologischen Weltbildes der abrahamischen Religionen und in der Frashokereti des Zoroastrismus), das den Abend sowohl für Gryphius selbst als auch für die ganze Welt darstellt. Wieder – wie in II/1 – ist eine Passivität des Menschen zu erkennen, der letzte Tag, also der Tod, ist aktiv, macht den Abend, für den Menschen ist dies unvermeidlich. Gryphius beendet sein Sonett “Abend” mit einem Verweis auf Ps. 23 (7), indem er die irdische Existenz als Tal der Finsternis beschreibt (“Tal der Finsternis” ist die zweite Episode der zweiten Staffel der neu gedachten Fernsehserie Battlestar Galactica), der ein Reich des Herrn folgen wird (“….tear me… to You.”). Um die Absicht des Dichters und die Botschaft des Gedichts zu verstehen, muss man das Gedicht in seinem historischen Kontext betrachten. Es wurde 1650 veröffentlicht, der Dreißigjährige Krieg (der Dreißigjährige Krieg war eine Serie von Kriegen in Mitteleuropa zwischen 1618 und 1648) war gerade beendet. Ganz Mitteleuropa lag in Trümmern. Ein sehr großer Teil der Bevölkerung ist infolge des Krieges oder seiner Folgen (Hunger und Krankheit) gestorben, darunter ein Großteil der Familie von Gryphius. Die allgemeinen moralischen Werte sind zerbrochen. Das einzige, was Gryphius und viele andere am Leben hält, ist ihr Glaube an Gott, der sie als eine Art Anker davor bewahrt, völlig in die Hoffnungslosigkeit abzugleiten. Gryphius selbst, der aus einem sehr religiösen Haus kam – sein Vater war Pastor in Glogau in Schlesien (Schlesien ist eine Region Mitteleuropas, die hauptsächlich in Polen liegt, mit kleinen Teilen in der Tschechischen Republik und Deutschland ) – war ein überzeugter Protestant sein ganzes Leben lang. So ist zu verstehen, dass er mit Hilfe eines gestärkten, festen Glaubens gegen die tiefe Hoffnungslosigkeit und den Pessimismus vorgeht, die er durch sein persönliches Schicksal erlangt hat. Seine eigene Philosophie – wenn sie sich aus dem Gedicht ableiten lässt – lässt sich sicherlich am besten mit Hilfe einer Bibelstelle erklären, die er selbst auch zitiert hat: Apg 20; 24 Aber ich bin es nicht wert, mein Leben zu erwähnen, wenn ich nur meinen Weg vollende und den Dienst ausführe, den ich vom Herrn Jesus empfangen habe, um das Evangelium der Gnade Gottes zu bezeugen. Abschließend komme ich zur Absicht des Autors. Neben der für Andreas Gryphius (Andreas Gryphius war ein deutscher Lyriker und Dramatiker) sicherlich äußerst wichtigen Funktion der Selbstreflexion will er seinen Zeitgenossen, die unter etwas Ähnlichem zu leiden hatten, eine neue Perspektive geben, um ihnen zu raten, ihr Leben mit Gott zu leben. Ich selbst kann diese Absicht nur unterstützen und stimme dem Verfasser voll und ganz zu. Trotz der relativen Unzugänglichkeit des Gedichts – oder vielleicht gerade deshalb – halte ich dieses Gedicht für sehr lesenswert und überlegenswert. Die Texthinweise innerhalb der Auslegung sind in Form II/3 geschrieben. Die römische Zahl steht für den Vers und das Arabische (Das arabische Alphabet oder arabische Abjadiyah ist die arabische Schrift, wie sie für das Schreiben der arabischen Sprache kodifiziert ist) für den entsprechenden Vers. (1) Hier sind Parallelen zur Bibelstelle Ps 90; 7 bis 12 zu sehen. (2) Der Mensch wird durch den Gelenkschlepper beschrieben. Parallelen können zu alten Mythologien gezogen werden, wie der Todesbarke (Eine Barke, Barke oder Rinde ist eine Art Segelschiff mit drei oder mehr Masten, deren Vorder- und Hauptmasten quadratisch und nur die Besanmasten vorne und hinten aufgeriggt sind) von Charon (in der griechischen Mythologie, Charon oder Kharon ist der Fährmann des Hades, der die Seelen der neu Verstorbenen über die Flüsse Styx und Acheron trägt, die die Welt der Lebenden von der Welt der Toten trennten) in der griechischen Mythologie (die griechische Mythologie ist der Körper der Mythen und Lehren, die den alten Griechen gehören, über ihre Götter und Helden, die Natur der Welt und den Ursprung und die Bedeutung ihrer eigenen Kult- und Ritualpraktiken). (3) Zwischen der Hinreise von Gryphius’ und dem christlichen Konzept des Aufstiegs oder dem umgangssprachlichen Konzept der”Reise in die Hölle” können durchaus Parallelen gezogen werden. (4) Es ist hier bemerkenswert, dass Gryphius in II/3 zwischen dem, was man hat und dem, was man sieht, unterscheidet. Vielleicht ist hier der von Gryphius wahrgenommene Kontrast zwischen Körper und Seele zu erkennen. Man kann auch Parallelen zu den philosophischen Strömungen des Rationalismus ziehen (In der Erkenntnistheorie ist Rationalismus die Ansicht, dass “die Vernunft die Hauptquelle und der Test des Wissens ist” oder “jede Ansicht, die die Vernunft als Quelle des Wissens oder der Rechtfertigung anspricht”) und Empirie (Empirie ist eine Theorie, die besagt, dass Wissen nur oder hauptsächlich aus sinnlicher Erfahrung kommt). (5) Dieser Abschnitt basiert auf mehreren Bibelstellen: 1 Kor 9; 24 bis 27, in Hebr 12, 1 bis 3 und in Apg 20; 24. (6) Hier wird das Bild müder Menschen aus I/2 wieder aufgegriffen und mit dem Körperlichen in Beziehung gesetzt. (7) Ein Hinweis auf Ps 23 findet sich mehrfach im Text: einerseits an der genannten Stelle, andererseits lassen sich Parallelen zwischen III/3 und Ps 23 erkennen; 4. 8 Denn unsere Missetaten hast du vor dir gesetzt, unsere unerkannte Sünde im Licht deines Angesichtes. 9 Darum gehen alle unsere Tage durch deinen Zorn, und wir verbringen unsere Jahre wie ein Schwätzer. 10 Unser Leben ist siebzig Jahre, und wenn es hochkommt, sind es achtzig Jahre, und was gut erscheint, ist nur Zeitverschwendung; denn es geht schnell, als ob wir wegfliegen würden. 11 Wer aber glaubt, daß du so zornig bist, und wer hat Angst vor dir in deinem Zorn? 12 Lehre uns, uns daran zu erinnern, dass wir sterben müssen, damit wir weise werden. Lauf, damit du es bekommst. 25 Wer aber kämpft, der enthält sich aller Dinge, auf daß sie einen vergänglichen Kranz empfangen, wir aber einen ewigen. 26 Aber ich laufe nicht wie ins Unbekannte; ich kämpfe nicht mit der Faust , nicht wie einer, der in die Luft schlägt, sondern ich erobere meinen Leib und zähme ihn, damit ich nicht anderen predige und selbst verwerflich werde. Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns herum haben, lasst uns alles, was uns belastet, und die Sünde, die uns ständig verwickelt, beiseite legen, und lasst uns mit Geduld in dem für uns bestimmten Kampf laufen, 2 und zu Jesus, dem Anfänger und Vervollkommner des Glaubens, der, obwohl er Freude hätte haben können, das Kreuz ertragen und die Schande ignoriert und sich an die rechte Hand des Thrones Gottes gesetzt hat. 3 Denkt an den, der von den Sündern so viel Widerstand gegen sich selbst ertragen hat, daß ihr nicht müde werdet und den Mut verliert. 2 Er lässt mich auf einer grünen Wiese liegen und führt mich zu frischem Wasser . 3 Er erfrischt meine Seele. Er führt mich auf den Wegen der Gerechtigkeit um seines Namens willen. 4 Und obwohl ich durch das Tal des Schattens des Todes gehe, fürchte ich kein Unglück (Furcht vor dem Bösen ist ein Fernsehfilm); denn du bist bei mir, dein Stab und dein Stab trösten mich. 5 Du bereitest vor mir einen Tisch vor meinen Feinden. Du salbest mein Haupt mit Öl und gießt mich damit ein. 6 Güte und Barmherzigkeit werden mir folgen alle Tage meines Lebens, und ich werde für immer im Hause des Herrn bleiben.