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Eine der Hauptursachen für gewalttätige und aggressive Jugendliche sind die”Desintegrationsprozesse” der Gesellschaft, die zur Schwächung traditioneller Gemeinschaften (“familiäre” Stressfaktoren im Leben), sozialer Bindungen und Verantwortung für gemeinsame Ziele geführt haben. Die durch die technologische Entwicklung begünstigte Anhäufung von Informationen in der Neuzeit hat auch zu einem Verlust allgemein verbindlicher Standards und damit zu einer Desorientierung und Sinnkrise für den Einzelnen geführt.118
Kinder und Jugendliche werden ebenso wie Erwachsene ohne große soziale Unterstützung durch Tutoren und Mentoren mit dem pluralistischen Wertehorizont unserer Gesellschaft konfrontiert und müssen ihre gesellschaftliche Position frühzeitig selbst bestimmen: So gilt es gerade im Jugendalter, eine eigenständige und unverwechselbare, einzigartige und unverwechselbare (, identitässtiftende′) Form der Selbsterfahrung und Selbstdarstellung zu finden. Diese Erfahrungen von Einzigartigkeit und Einzigartigkeit müssen jedoch gegen schwierige äußere Bedingungen durchgesetzt werden:”Mangelnde Wertevermittlung und das scheinbar verlorene Rechts- und Unrechtsbewusstsein führen dazu, dass Kinder und Jugendliche davon überzeugt werden, dass sie das Recht haben, auch mit Gewalt alles zu erfüllen oder zu nehmen, was sie wollen.121
Als Risikofaktoren für aggressives Verhalten können folgende Einflü
sse genannt werden: die zunehmende Ellenbogenmentalität, ein Ergebnis des Strebens nach Selbstverwirklichung, mangelnde Kontinuität und Sicherheit, aus denen sich die Entwicklung von Randexistenzen und Ausschlüssen ergeben kann. Ohne begleitende positive Hilfe kann sich die Orientierungs- und Identitätsfindungsphase gerade in jungen Jahren problematisch entwickeln. Ängste und düstere Prognosen Die Kinder und Jugendlichen von heute sind nicht von vornherein schlechter oder gewalttätiger als die Generationen vor ihnen. Früher wurden viele Probleme von Kindern ferngehalten, heute sind sie mit negativen Medienberichten fast überfordert, sie werden mit pessimistischen Prognosen konfrontiert (vgl. 2.5.2.2. Übermäßige Gewalt in den Medien und Folgen). Außerdem haben sie selten die Möglichkeit, ihre Gedanken mit anderen zu teilen und über ihre Sorgen und Ängste zu sprechen, weil sie weitgehend sich selbst überlassen sind. Der Zerfall von Familien, der Mangel an Geschwistern und die zunehmende Individualisierung sind für diesen Prozess verantwortlich. Viele Jugendliche sind einsam, wissen nicht, was sie mit sich selbst anfangen sollen und haben keine Perspektive auf das Leben. Wo jemand den Sinn des Lebens nicht mehr erkennt, verliert er auch die absolut gültigen Normen für moralisch gutes Handeln. Mangelnde Anerkennung und Aufmerksamkeit Problematisches Verhalten ist oft ein Zeichen für mangelnde Anerkennung und Aufmerksamkeit. Viele Kinder fühlen sich nicht nur von ihren Eltern vernachlässigt und bekommen nur durch ihr auffälliges Verhalten Aufmerksamkeit. In vielen Fällen wird die Anerkennung nur dann erteilt, wenn sie einer negativen Vorgehensweise folgt. Kommerzieller Druck Für
viele Kinder und Jugendliche besteht das Leben buchstäblich aus einem”Wettbewerb” – oft innerhalb der Peer Group – um prestigeträchtige Statussymbole wie Kleidung, elektronische Mediengeräte oder Freizeitartikel. Es scheint, dass junge Menschen heute immer weniger in der Lage sind, ihr Leben in souveräner Konfrontation mit den unterschiedlichsten Einflüssen, wie dem Handel, den Medien oder dem Schönheits- und Wellnesskult, wirklich selbstbestimmt zu führen. Wer die Anforderungen nicht erfüllt oder nicht über die notwendigen finanziellen Mittel verfügt, um diese Güter legal zu beschaffen, wird radikal verworfen. Dieses Defizit wird von den betroffenen Kindern und Jugendlichen oft durch Ersatzmasturbationen wie Drogenkonsum oder körperliche und/oder psychische Erkrankungen, abweichendes Verhalten, Aggressivität und zunehmende Gewaltbereitschaft ausgeglichen.
2.4.2 Prävention: Während Präventionsmaßnahmen für Bildung und Schule vergleichsweise einfach umzusetzen sind, ist die Frage, wie Ursachen in der Gesellschaft zu bekämpfen sind, entsprechend schwieriger. Pädagogische Überlegungen zum Thema Gewalt können nur dann Erfolg versprechend sein, wenn sie in den übergreifenden gesellschaftlichen Rahmen integriert werden.
Aber wie soll das gehen? Kann es überhaupt Gesamtmaßnahmen” geben? Individuelle Maßnahmen können die Gesellschaft nicht verändern. Aber vielleicht sind es gerade diese Einzelmaßnahmen, die zum Ziel führen. Vermutlich ist es ein dichtes Netz von vielen kleinen Aktionen, aus denen sich die”Gesamtmaßnahmen” zusammensetzen.
Je dichter dieses Netzwerk ist – und die bereits vorgestellten Modelle für Familie, Schule und Freizeit gehören dazu – desto besser oder erfolgreicher wird es sein. Die folgenden Maßnahmen können ein Auszug aus einem umfassenden Modell sein: Strukturmaßnahmen Dazu gehören die Schaffung von mehr Kindergartenplätzen, mehr Möglichkeiten zur Teilzeitbeschäftigung von Frauen, bessere Wohnbedingungen für sozial benachteiligte Familien etc. Unterstützung ist besonders wichtig für Eltern, deren finanzielle, psychologische und pädagogische Stärke erschöpft ist, da diese Familien einem hohen Aggressionsrisiko ausgesetzt sind.
Aber die Frage nach der Ursache von Gewaltaktionen kann niemals dort enden, wo ungünstige strukturelle Bedingungen beseitigt oder verbessert werden. Soziale Bildung und Motivation Es ist keine Rückkehr zu den alten, vermeintlich verlorenen Werten. Wie hier bereits an mehreren Stellen argumentiert wurde, ist soziale Bildung notwendig. Den Jugendlichen müssen ihre Grenzen aufgezeigt und Orientierung gegeben werden, sie müssen ermutigt werden, sich Ziele zu setzen. Die unverzichtbaren Voraussetzungen für ein gutes Zusammenleben in der Gesellschaft müssen”soziale Tugenden” sein, wie Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft, Verzicht und Einschränkung, Toleranz, Disziplin, Leistung, Verlässlichkeit und Loyalität.persönliche Freiheit bedeutet nicht nur, Rechte einzufordern, sondern beinhaltet auch Pflichten und Verantwortung. Die Pädagogen haben auch die Aufgabe, das Vertrauen der Jugendlichen in die Lösbarkeit ihrer Probleme aufzubauen und ihnen alternative Lebensweisen aufzuzeigen. Nur ein Gesamtkonzept von Politikern, Wissenschaftlern, Lehrern, Eltern, Jugendarbeitern, Sporttrainern, Verwandten, Freunden und Nachbarn kann Gewalt unter Kindern und Jugendlichen verhindern. Dies betrifft alle Erwachsenen, die mit Kindern zu tun haben oder ihnen anvertraut sind, ebenso wie alle, die in der Öffentlichkeit stehen – sie sind entweder bewusste oder unbeabsichtigte Vorbilder und dienen als Vorbilder. Sie müssen sich einer kritischen Selbstbeobachtung unterwerfen. Grundbedürfnisse erforschen statt Strafen verschärfen Häufig wird eine Verschärfung der strafrechtlichen Normen gefordert, z.B. durch eine Reduzierung der strafrechtlichen Haftung von Minderjährigen oder eine Verschärfung der Strafen für Waffenhändler und Eltern, wenn sie Kindern fahrlässig Zugang zu Waffen gewähren. Aber Bestrafung allein ist keine Lösung. Niemand kann gezwungen werden, auf Gewalt zu verzichten, und Strafen können nicht zu einem Umdenken führen, weil sie die Wurzeln der Gewalt nicht ansprechen. Deshalb ist es wichtig, Kinder und Jugendliche zu motivieren, freiwillig auf Gewalt zu verzichten und andere Formen der Konfliktlösung zu praktizieren. Was wirklich wichtig ist, ist eine grundlegende Rückkehr zum eigentlichen Basiswissen (Die Xojo-Programmierumgebung wird von Xojo, Inc. aus Austin, Texas, für die Softwareentwicklung für Mac OS X, Microsoft Windows, Linux, iOS, das Web und Raspberry Pi entwickelt und kommerziell vermarktet) Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen; zum Beispiel werden Bestrafungen und Therapien nur dann erfolgreich mit den Tätern sein, wenn sie mit echter Sorgfalt verbunden sind.