|
Joseph von Eichendorff (Joseph Freiherr von Eichendorff war ein preußischer Dichter, Schriftsteller, Dramatiker, Literaturkritiker, Übersetzer und Anthologe) (Analyse des Gedichtes Zwei Wandergesellen)
Strophe I und Strophe II: Der gemeinsame Ausgang: “klingende, singende Wellen”: Dieses Bild ist die Hauptmusik des Gedichts. Die Weltreise wird als Seereise dargestellt: Die Frühlingswellen sind ein Symbol für das Bewegen, das Fließen und das Gleiten. In diesem Modell erklingt ein jubelnder Klang (e – i), die Magie des Frühlings wird im vorliegenden Partizip präsentiert (“jubelnd” ist in der Tat eine Beschreibung eines Zustands, wie P.P., wie Verb also, aber es zeigt auch eine Aktivität an.
Vers III: Der Schliff des ersten Gesellen findet sich auch in den formalen Elementen und in den Bildern wieder. Das reimende Paar aus dem ersten Vers wird wiederholt: “Haus – hinaus”. Aber er ist schon fertig. Auf halbem Weg ist er bereits wieder angekommen, bevor er den Weg gegangen ist (kurz – Ende). Er zieht sich in das häusliche, winzige zurück: “Liebe, kleiner Junge, kleines Zimmer, in den Kreis des Süßen – vertrauensvoll. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes provinziell, abgeschottet von der großen Welt. Es gibt die gesamte Geschlechterkette: Großmutter, Mutter und Vater, Kind, d.h. den kompletten Kreis der biologischen Sukzession (Ökologische Sukzession ist der Proze
ss der Veränderung der Artenstruktur einer ökologischen Gemeinschaft im Laufe der Zeit). Der Vater erscheint in der Pose der Mutter: neben der Wiege sitzen und das kleine Kind in den Schlaf schaukeln (Eichendorff kann noch nicht von einem emanzipierten Hausmann sprechen). Das Weibchen (“Schwager”) scheint dem Bereich des Mütterlichen, des Betreuenden und des Vormunds zugeordnet zu sein (Ein gesetzlicher Vormund ist eine Person, die die gesetzliche Befugnis hat, die persönlichen und materiellen Interessen einer anderen Person zu vertreten, die als Station bezeichnet wird) . Beim zweiten Gesellen erscheint dieses Leitmotiv (Ein Leitmotiv oder Leitmotiv ist eine “kurze, ständig wiederkehrende musikalische Phrase”, die einer bestimmten Person, einem bestimmten Ort oder einer bestimmten Idee zugeordnet ist) aus dem Bereich der Verführung (“Tempting Sirens” = mythische Figuren der Verführung) nicht als mütterlich, sondern als die Urkraft der sexüllen. Das hohe Streben des ersten Gesellen geht zu Ende, sobald er genannt wird: ” Der Erste, der….” gefunden hat. Per Definition ist das Finden das Ende der Suche. Was als Streben nach “hohen Dingen” begann, endet für ihn in der Wohnung, mit dem Blilck auf dem flachen Feld. Die “singenden, klingenden Wellen” werden im Schaukeln der Wiege aufgenommen, eine Bewegung, die nicht von der Stelle kommt, sondern nur, um eine Mittelachse herum, in Form von Schritten vor Ort.
Vers IV: Der zweite Geselle: Die Wellen werden zum Schicksal für den zweiten Gesellen: “Sein kleines Schiff, das der Grund war”, die Wellen werden Wirklichkeit, das Singen und Läuten des ersten Verses wird gestört und zerrissen. Der Akkord ist verstreut (V. 1 und 5). Das Bild des Herausziehens wird zum Herunterziehen verschoben, die sanften Wellen werden zu einer tödlichen, bedrohlichen Welle. Der Gesang erklingt im Vers des Sinkens, ist aber bis zum “Singen” gesunken. Die Klangwelt des zweiten Gesellen besteht aus (o – u – a[siehe Schumanns unheimliche Einstellung])). Der Verfall, der Abgrund wird im Klang sichtbar. In der Synästhesie (“farbig klingende Kehle”) werden die Bereiche Hören und Sehen vermischt. Er ist verloren im Hören und Sehen. Darüber hinaus macht die Syntax deutlich, was mit ihm passiert (siehe Syntax): Er ist der Überforderte, derjenige, der das Objekt gemacht hat, derjenige, der lockt und zeichnet. Jeder Halt bricht ab und geht verloren, damit erlischt die Syntax. Verbindung.
Vers V: Der fünfte Vers spricht von Trostlosigkeit und Leere; nichts Menschliches ist mehr sichtbar, nur Wasser und Wind, kalter Wind, der die ganze Wärme des Geschöpfes vertrieben hat, eine wahre Mondlandschaft der Seele, eine Welt ohne ein eigentliches Subjekt. Die letzten beiden Verse haben überhaupt kein nennenswertes Subjekt (siehe Syntax). Auch in der poetischen Substanz zeigt sich die Verwüstung der Welt im Unirdischen: “Es war rundum so ruhig in der Runde”: Das Raumgefühl ist weggerutscht, wurde aus dem Angeln gehoben (Frage: Wo ist es ruhig?). Die gesamte räumliche Orientierung ist verloren gegangen. Der Wind, der über das Wasser weht, könnte eine Erinnerung an den ersten Tag der Schöpfung sein. Aber dort schwebt der “Atem Gottes” (ruach elohim) über dem Wasser (al phene thehom), über der Urflut, über den Abgründen, über der Schlucht. Hier ist es der kalte Atem des Windes. Was als Ordnung begann (Kosmos versus Chaos), wird für die zweite Seele zurück ins Chaos geführt.
Vers VI: Aber der christliche Dichter kann uns damit nicht abweisen. Im sechsten Vers wird die Summe aus dem, was vor sich ging, gezogen. Hier kehren alle Elemente der anderen Verse zurück. Auch der Rhythmus des Lebens, das rhythmische Motiv der beiden Gesellen taucht wieder auf (siehe Metrum und Rhythmus). Die individuellen Schicksale werden überhaupt auf das menschliche Schicksal übertragen. Aber dies wird unter das “Auge Gottes” gestellt als Antwort auf alles, was geschehen ist. Das Geben erinnert an die verlassene Stille und die kalte Wüste der Urwelt. Es endet mit der Begrüßung Gottes. So wird wieder ein fester Grund, ein fester Bezugspunkt gefunden. Es erscheint auch in der Fülle und Schwere des Tons, mit dem das Gedicht endet.