Als Göthe 1788 aus Italien zurückkehrte, erlebte er zahlreiche Enttäuschungen. Obwohl er von Rom aus versuchte, seine Freunde in Deutschland – vor allem in Weimar – nicht nur an seinen äußeren, sondern auch an seinen inneren, menschlichen Erfahrungen teilhaben zu lassen. Aber er schaffte es kaum, seine bisherigen Beziehungen und Kontakte wieder aufzunehmen – er fühlte sich isoliert. Herzog Karl August – mit dem er vielleicht so schnell wie möglich wieder Kontakt hätte aufnehmen können – war aufgrund seines Engagements als preußischer General weit außerhalb des Landes. Herder sagte, dass er seinen früheren Einfluss auf den Gott verloren habe – deshalb zog er sich mit Abscheu zurück. Charlotte von Stein war noch immer beleidigt von seiner geheimen Abreise nach Italien vor fast 2 Jahren. Göthe versuchte, die Dinge mit ihr in Ordnung zu bringen – aber vergeblich: Anfang 1789 gab es einen Bruch mit ihrer Freundschaft.
Deshalb versuchte Göthe nun, mit den wohlwollenden Menschen der Universität Jena Kontakt aufzunehmen – zum Teil mit Erfolg, weil er dort oft Schiller traf. Knapp einen Monat nach seiner Rückkehr nach Weimar traf er 1788 auch die 23-jährige Christiane Vulpius, deren “natürliche Persönlichkeit” ihn anzog. Bald darauf wurde sie seine Geliebte und seine dürhaften Hausgenossin. Mit den Worten “Ich bin verheiratet, aber nicht durch Zeremonie” charakterisierte er