Sonntag, 30. April im Jahr des Herrn 1546
Sehr geehrte Katharina!
So werde ich euch nun meine Lebensstationen zum Besten geben, denn meine Nierenschmerzen werden unerträglich und ich spüre, dass sie bald mit mir auf Erden enden werden! Als ich 1505 in ein haarsträubendes Gewitter geriet, erschreckte es mich und von da an schwor ich, Mönch zu werden, denn die heilige Anna hatte ihre Hand über mich gehalten! Mit diesen Worten, die ich geschworen habe, habe ich im Kloster Erfurt (Erfurt ist die Hauptstadt und größte Stadt Thüringens) die Erlösung gesucht. Als ich zum Priester geweiht wurde, begann mein Kampf gegen den schlauen Teufel! Aber ich wusste damals nicht, dass es einen barmherzigen und gerechten Gott gab, als ich versuchte, ihn zu finden, ich sah nur einen ungerechten und grausamen Gott. Im Jahr 1510/11 reiste ich nach Rom. Ich hatte hohe Erwartungen an diese heilige Stadt, aber als ich ankam, holte mich die Realität ein. Ich sah Frauen, die ihren Körper für Geld verkauften, aber was mich am meisten erschreckte, war der Verkauf von Ablässen, gegen die ich schwor, von da an zu kämpfen. Außerdem sah ich alte und kranke Menschen, die sich in der Scala Sancta quälten (die ‘ sind eine Reihe von 28 weißen Marmortreppen, römisch-katholische Relikte, die sich in einem Gebäude auf extraterritorialem Gelände des Heiligen Stuhls in Rom, Italien, in der Nähe der Erzba
[Weiterlesen…] ÜberBrief von Martin Luther an seine Frau Katharina von Bora