Thesen zur Faustcharakterisierung
Zwei Seelen leben, oh in meiner Brust,
die eine will sich
von der anderen trennen,
die man in ihrer Begierde nach Liebe hält.,
in die Welt mit anhaftenden Organen.;
der andere erhebt sich heftig aus dem Staub in das Reich der hohen Vorfahren. Diese Passage zeigt, in welcher Spannung Heinrich Faust lebte. Die beiden Seelen stehen für die sinnliche, irdische und instinktive Welterfahrung und die geistige, übernatürliche und höhere Welterfahrung. Faust kann sich nicht zwischen diesen beiden entscheiden. Sein Ziel ist es, die beiden Seelenteile in seiner Brust so zu versöhnen, dass sie harmonisch miteinander auskommen und er nicht an seiner Existenz zweifeln muss. Faust wird uns von Gott in der Szene Prolog im Himmel zum ersten Mal vorgestellt. Der Herr denkt über den Menschen nach: Der Mensch irrt, solange er strebt (V. 317), und ein guter Mensch in seiner dunklen Affinität ist sich des richtigen Weges wohl bewusst. (V.324 f.) So verbindet er das Menschsein mit einem durstigen Streben nach Wissen und Erkenntnis, nach unermüdlichem Eindringen in unbekannte Bereiche. Aber auch Fehler sind ein wichtiger Bestandteil des kognitiven Prozesses. All diese Dinge bezieht sich Gott auf Faust. Faust ist daher für ihn ein gutes Beispiel für die Menschheit. Die göttliche Seite des Faust besteht also aus folgenden Dingen: Er strebt nach dem Guten, hat die Fähigkeit zu Wi