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Erstes Stück von Bertolt Brecht (Eugen Bertolt Friedrich Brecht war ein deutscher Dichter, Dramatiker und Theaterdirektor des 20. Jahrhunderts), komponiert 1919 in Augsburg, erschienen 1920.
Uraufführung: 8. Dezember 1923 in Leipzig
Inhalt
Das Stück beginnt im Speisesaal des Kaufmanns Mech, der auf Baals poetisches Talent aufmerksam geworden ist und ihn groß rausbringen würde, wenn Baal es wollte. Doch Baal zeigt kein Interesse und wird hinausgeworfen. Später singt Baal in einer Geisterkneipe mit seiner Geliebten Emilie Mech, seinem Freund Johannes und seiner unschuldigen Freundin Johanna und macht sich unter dem Beifall der Fuhrleute über seine Freunde und deren Leben lustig. Später wacht er mit Johanna in seiner Kammer auf und lehnt sich sofort ab, woraufhin das naive junge Mädchen in den Fluss stürzt. Mittags bekommt er zur Abwechslung zwei Schwestern und abends, weil er sich langweilt, fischt er das Mädchen Sophie vor dem Haus. Er trinkt mit Schlägern und entgeht kaum der Rache einiger Holzfäller, die er den Alkohol seines Kollegen verloren hatte, der gerade einen Unfall hatte. Von nun an bereist er das Land mit einem Mann namens Ekart, der wie Baal wild ist und große Reden hält. Sie kämpfen sich durchs Land, indem sie betrügen und streiten sich oft über Sophie. Acht Jahre später ersticht Baal seinen Freund Ekart in der Weinbranntschenke, wo sie sich wegen der Kellnerin dort zum er
sten Mal trafen und flieht vor den Landjägern in den Wald. Er versteckt sich in einer Holzhütte im Wald und scheint dort zu sterben. Holzfäller finden ihn dort, versuchen aber nicht, ihn zu retten. Sie versuchen sich nur vor dem Regen zu schützen und wenn der Regen aufhört, verlassen sie die Hütte und überlassen Baal seinem Schicksal.
Interpretation zu “Baal”
Baal kann als eine Art Gegenvorschlag zu Hans Johsts Stück “The Lonely” gesehen werden. “The Lonely” ist eine expressionistische Interpretation des Dichters Grabbe, die Brecht beeindruckte und seinen Widerspruch erregte. Gleichzeitig stellt Baal aber auch eine Verkörperung der Seh- und Verhaltensweisen dar, die seine damalige Poesie prägten. Er benutzte einige poetische Mittel des Expressionismus , widersprach aber seiner Erlösungsidee. Zu dieser Zeit soll Brecht seine Gedichte als Student in Vorstadtgasthöfen unter Fuhrleuten gelesen haben. Dieses Bild vermittelt am besten den Ton der 1927 erschienenen “Hauspostillen”. Diese Textsammlung enthält Gedichte von vor Baal und von Baal bis zur Mahagonny-Oper. 1954 erklärte Brecht sein Stück in einer anderen, nämlich historisch engeren Hinsicht, nämlich dass sich der Dichter Baal mit seiner Lebenskunst gegen die “Verwüstung” seiner Talente wehrte. Dieser Moment war sicherlich von Anfang an gesetzt – schon in der Art, wie sich der junge Brecht selbst sah und wie er sich mit den großen “asozialen” Vorbildern VILLON, BÜCHNER, RIMBAUD identifizierte.